Das KU Forschungskolleg „Dialogkulturen. Wissenschaftliche Reflexionsräume für Kultur- und Sozialwissenschaften“ ist ein international ausgerichtetes Kolleg zur Förderung der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung an der Universität Eichstätt-Ingolstadt. Es ermöglicht und stärkt, von Promotions-, Post-Doc- und Habilitationsprojekten bis zur Forschung von etablierten Fachkollegen und Fachkolleginnen, den wissenschaftlichen Austausch über die eng gesteckten Fachgrenzen hinaus.
Datum: 17.12.2024, 14-16 Uhr
Ort: UA 141
Der Vortrag projiziert die im Anschluss an Michail M. Bachtins (1895–1975) Dialogkonzept entwickelte Intertextualitätstheorie auf die Quellenreferenzpraxis in Bachtins eigenen Texten zurück, fragt also nach seiner Dialogkultur.
In der Auffassung einer poststrukturalistisch orientierten Lesart (Kristeva 1969; Lachmann 1990) führt die von Bachtin beschriebene Doppeltgerichtetheit des dialogischen Wortes zu einer potentiell unendlichen Kette an Verweisungen auf andere Wörter. Das Merkmal der Intertextualität gerät so zum Faktor massiver Komplizierung. Die Gegenthese wurde häufig unter marxistisch-pragmatischen Auspizien lanciert: Insbesondere die Vertreter der Warschauer „Poetyka pragmatyczna“ [„Pragmatische Poetik“] (Czaplejewicz/Kasperski 1977), aber auch Jenny (1976) begreifen den Verweischarakter des dialogischen Wortes als Chance zur Rekontextualisierung, zur Rekonstruktion einer „historisch gewesenen“ kommunikativen Disposition des künstlerischen Wortes, also als Werkzeug einer objektiven historischen Semantik.
Die beiden Pole der Fixierung von Textsinn durch Rekontextualisierung einerseits und der Komplizierung dieses Sinns durch unendliche intertextuelle Verweise kehren in der Rezeption Bachtins wieder: Die Rezipientinnen loten die intertextuelle Verfasstheit von Bachtins Texten selbst aus. Das Erkennen der historisch-kommunikativen Konstellation, in der seine Werke entstanden, seine Verortung im Kontext der Prätexte soll dem besseren Verständnis seiner Arbeiten dienen. Diese Operation wirft das Licht zurück auf die Sinnkonstitutionsstrategie von Bachtins eigenen Texten. Das in seinen Werken zu beobachtende Verfahren, sich explizit auf historische Materialien zu beziehen, Berührungen mit zeitgenössischer Theorie und Philosophie aber kaum zu markieren, ist als besondere Strategie der Sinnkonstitution in Bachtins Werken zu beschreiben. Das Projekt „Die Dialogkultur der Dialogtheorie“ widmet sich also der ketzerischen Frage, ob Bachtins gespaltene intertextuelle Dialogkultur nicht tendenziell – in seinen eigenen Begriffen – als monologisch zu kennzeichnen wäre.
Wir freuen uns sehr, im Wintersemester 2024/25 die folgenden Fellows an unserem Kolleg begrüßen zu dürfen:
Dalila Muñoz Lira, 1.10.-31.12.2024
Dr. David Hünlich, 1.10.-31.12.2024
Prof. Dr. Annette Haug, 24.11. - 30.11.2024
Prof. Dr. Dirk Uffelmann, 1.12.-31.12.2024
Dr. des. Khadija Benthami, 1.12.2024-30.5.2025
Mehr zu unseren aktuellen und vergangenen Fellows hier.
Datum 20. – 22. November 2024
Ort: Sollnau 30A 85072 Eichstätt
Raum S30a-109
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt Raum S30a-109,
Wie Sie uns erreichen Gebäude Sollnau 30a
Organisation:
Der Workshop soll Raum bieten für einen interdisziplinären Austausch über Praktiken, Gedächtniskonstruktionen und Zugehörigkeiten in ausgewählten Grenzräumen Südamerikas seit der Unabhängigkeit. Im Zentrum stehen Kontaktzonen, die sich infolge von Kolonisierung, Besiedelung, wirtschaftlicher Ausbeutung, fortschreitender Missionstätigkeit, staatlich gesteuerten Expansionsprozessen sowie infolge dadurch hervorgerufener lokaler Widerstände immer wieder neu konstituierten und weiterhin konstituieren.
Das Konzept des „doing frontiers“ durch Tun, Sprechen, Erinnern, Denken und Fühlen steht im Mittelpunkt dieses Workshops. Es basiert auf einem offenen Grenzkonzept, das versucht, die Entstehung, Veränderung und das Verschwinden von gesellschaftlichen Formationen, ihren Ordnungsformen, Bräuchen, Repräsentationen, Bedeutungszuschreibungen und Erinnerungen unter Bedingungen des kulturellen Kontakts zu erfassen.
Der Workshop bringt Forscher*innen aus den Disziplinen Geschichtswissenschaft, Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft, Linguistik, Kommunikationswissenschaft, Geographie und Anthropologie aus Europa und Lateinamerika zusammen. Anhand konkreter Fallstudien möchten wir der Frage nachgehen, über welche Praktiken der (Selbst-)Affirmation und Aushandlung sich unterschiedliche Akteure in bestimmten Grenzräumen jeweils selbst verorten bzw. verortet werden. Ziel ist es, Lateinamerika stärker in die aktuellen Forschungsdiskurse der Border und Frontier Studies zu integrieren und zugleich zu einem vertieften Verständnis der Dynamiken südamerikanischer Grenzräume beizutragen.
Wir laden Sie ein, sich an den wichtigen Diskussionen in diesem interdisziplinären Dialog zu beteiligen.
Program Workshop Postcolonial Frontier Spaces in South America
Wir freuen uns sehr, im Wintersemester 2023-24 die folgenden Fellows am KU Forschungskolleg Dialogkulturen begrüßen zu dürfen:
Dr. Davide Bagnardi (Altphilologie, Università degli Studi di Roma “Tor Vergata” ), Henriette Herz Junior Fellow, “Intellectual Mystics at Helfta in dialogue with the divinity: Mechtilde of Hackeborn’s Liber Specialis Gratiae")
Dr. Aura Piccioni (Archäologie, Università degli Studi di Roma “Tor Vergata” ), Henriette Herz Junior Fellow, “Völkerdialoge, Kunstdialoge: Bronzestatuen als Identitätsträger in Sizilien””
Mehr zu unseren aktuellen und vergangenen Fellows hier.
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