Vom großen Gedanken der Enzyklika „Laudato Si‘“ zu konkreten Schritten

Wie lässt sich ein Wandel hin zu einer nachhaltigen Zukunftsgestaltung konkret bewirken? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Veranstaltung des Projekts „Laudato Si‘ – Die päpstliche Enzyklika im Diskurs für eine Große Transformation“, für das die KU mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler kooperiert. Beispielhaft standen dabei die Philippinen im Mittelpunkt, die auch der diesjährige Sonntag der Weltmission ins Zentrum rückte, und ein Aufforstungsprojekt in der Region von Manila. Als Gast von „missio“ gehörte auch der philippinische Bischof Valentin Cabbigat-Dimoc zu den Teilnehmern der Veranstaltung.

In einem einführenden Vortrag stellte Dr. Dr. Oliver Putz, Senior Fellow am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam, zunächst das Konzept der „Großen Transformation“ unter dem Titel „Sind wir noch zu retten?“ vor. Eine Große Transformation bedeute eine Wandlung aller gesellschaftlichen Bereiche hin zu mehr Nachhaltigkeit, um den großen globalen Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. „Wir leben in einer Welt der Informationsüberflutung, die schnell zu Panik führen kann und den Eindruck vermittelt, man könne ohnehin nichts tun. Wir müssen uns selbst aber immer wieder motivieren“, so Putz. Jeder Erfolg sei ein Grund zur Hoffnung.

In diesem Sinn erläuterte Klaus König, akademischer Direktor an der Theologischen Fakultät der KU, die Hintergründe eines Wiederaufforstungsprojektes mit Bambus auf den Philippinen als eine konkrete Transformation in der Region Manila. Initiator des Projektes ist der Steyler Missionar Pater Dr. Benigno Beltran. Im Lebensraum des Stammes der Dumagat wird der Wald abgeholzt, um in der Stadt Holzhohle herzustellen. „Das Holz wird über den Fluss in die Metropolregion Manila gebracht. Dort gibt es viele Firmen, die Holzkohle herstellen, meist durch Kinderarbeit.“ Das Problem sei, dass es durch die Abholzung und Rodung zu einer starken Bodenerosion komme, die Böden kein Wasser mehr halten könnten und es bei starken Regenfällen zu Überflutungen der gesamten Metropolregion komme. Klaus König folgerte, Armut führe in diesem Fall zu mehr Armut, da die Menschen ihre eigene Lebensgrundlage zerstörten. Eine Aufforstung des Waldes und alternative Lebensmodelle seien nötig, um den Teufelskreislauf zu durchbrechen.

Prof. Dr. em. Engelbert Groß sprach in seinem Vortrag „Bambus-Wunder“ über das positive Beispiel einer konkreten Transformation durch Bambus-Aufforstung im Marikina-Gebiet und die lebensspendende Kraft, die davon ausgehen könne. Bambus-Aufforstung stelle für die Dumagat einen Bruch mit der Tradition der Holzkohle-Herstellung dar, aber auch einen Bruch mit dem Teufelskreislauf der Kriminalität und Prostitution durch Landflucht und schlechte Bedingungen in der Stadt. Auch die Opfer der Dürre und der Flut profitierten von der Aufforstung, da es zu weniger Bodenerosion komme. Bambus trage zu einem „Wirtschaftswunder“ bei, da man ihn äußerst vielfältig benutzen und die verschiedensten Produkte damit herstellen könne. Zudem sei dieser Prozess ein „Solidaritätswunder“ („ein Stück vom anderen in sich selbst erkennen und danach handeln“) und zwar der Solidarität zwischen Stadtbewohnern und den Dumagat und möglicherweise als Solidarität mit den geschundenen indigenen Völkern zu begreifen.

In der Abschlussreflexion „Blick vom Süden her“ sprach der missio-Gast Bischof Valentin Cabbigat-Dimoc von seinen Erfahrungen im Norden der Philippinen. Die Hauptursache der Abholzung des Nebelwaldes auf den Philippinen seien vor allem die unfairen Handelsbeziehungen für die Bauern, es gehe um soziale Ungerechtigkeit. Der Bischof betonte die enge Verbindung von Umwelt- und wirtschaftlichen Faktoren. Diese würden auch in der Enzyklika Laudato Si‘ hervorgehoben: „Es ist wichtig, dass Verantwortungsträger – auch und gerade der Zivilgesellschaft und Kirche – sich einsetzen, um Umweltzerstörung zu verhindern!“

Am Ende der Veranstaltung konnten die Teilnehmer durch „Patenschaft“ für Bambussetzlinge − für 10 Euro werden zwei Pflanzen erworben und ihre Aufzucht auf den Philippinen für drei Jahre garantiert − diese Prozesse unterstützen.

Weitere Informationen zum Gemeinschaftsprojekt und zur Aufforstungsinitiative unter

http://www.laudato-si-transformation.de.