Innovation durch Austausch: Afrikanische Start-Up-Gründerinnen arbeiten mit KU-Studierenden

Fünf Start-Up-Gründerinnen aus Afrika arbeiten in diesem Semester mit BWL-Studierenden der KU an ihren nachhaltigen Geschäftsmodellen. Ziel des Projekts ist es, die Unternehmen effizienter zu gestalten. Die teilnehmenden Start-Ups wollen die Gesundheitsversorgung und Lebensmittelproduktion im globalen Süden verbessern. Die Gründerinnen aus Afrika waren mit einem Award der Bayer-Stiftung ausgezeichnet worden, der neben einem Preisgeld auch die Möglichkeit zum fachlichen Austausch beinhaltet. Prof. Dr. Andre Habisch, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WFI), stellte über sein Ehrenamt als Kuratoriumsvorsitzender der Bayer-Stiftung den Kontakt zwischen den Gründerinnen und den KU-Studierenden her.

Angeregt diskutiert Daisy Isiaho mit Studierenden: Die Mitgründerin und leitende Produktmanagerin des virtuellen afrikanischen Krankenhauses Zuri Health ist zu Gast an der KU, um dort mit Studierenden an ihrem Geschäftsmodell zu feilen. Als eine der Gewinnerinnen des Women Empowerment Awards der Bayer-Stiftung ist sie nach Ingolstadt eingeladen, um mit Studierenden im Rahmen eines Kurses zusammenzuarbeiten und so voneinander zu profitieren. Gemeinsam möchten sie mit ihren Lösungsideen die Gesellschaft bereichern.

Isiaho gelingt es mittels Zuri Health, „erschwingliche und zugängliche Lösungen für die Gesundheitsfürsorge von Menschen, die in unterversorgten afrikanischen Gemeinden leben“, anzubieten. Über eine mobile App, eine Internetseite und einen SMS-Dienst können Patientinnen und Patienten in ganz Subsahara-Afrika mit Ärztinnen und Ärzten chatten, Labortests und diagnostische Untersuchungen buchen oder sich von medizinischem Personal zu Hause besuchen lassen. Der Women Empowerment Award der Bayer-Stiftung ehrt genau solches Engagement, erklärt Dr. Eva Wack. Sie ist Geschäftsführerin der Ingolstädter Social Impact Start-Up Academy (SISTAC) und damit Bindeglied zwischen der Bayer-Stiftung, den beteiligten Universitäten sowie den Gründerinnen. „Der Preis zeichnet Gründerinnen – also explizit Frauen – im globalen Süden aus, die ein Impact-Start-Up aufgebaut haben. Es geht um Unternehmen, die zum Ziel haben, die Lebensbedingungen von Leuten im eigenen Land oder in anderen Ländern zu verbessern.“ Mit dem Preis erhalten die Gründerinnen nicht nur Kapital, um ihr Unternehmen voranzutreiben, sondern durch das Projekt mit den Studierenden auch wertvolle Unterstützung zur Analyse und Verbesserung ihrer Strategien.

Sistac-Projekt

Für Isiaho und das von ihr mitgegründete Start-Up Zuri Health bietet die Zeit in Ingolstadt einen großen Mehrwert: Durch den Austausch mit den Studierenden teilt sie ihre Perspektive als junge weibliche Gründerin mit laufenden Geschäften in Afrika. „Wir können zusammenarbeiten und Neuerungen einführen, um eine nachhaltige Kooperation für die Zukunft zu schaffen.“

Auch Florence Niyigena profitiert von ihrem Besuch in Ingolstadt: Die Verantwortliche für den operativen Bereich von IRIBA Water Group Ltd ist ebenfalls eine der Gründerinnen, die im Rahmen des KU-Kurses ihr Geschäftsmodell mit Studierenden verbessern möchten. Zusammen brainstormen sie, wie das Start-Up, das sich mit der Bereitstellung innovativer, sicherer sowie bezahlbarer Wasserlösungen für Privathaushalte und Gemeinden beschäftigt, effizienter werden kann.

Für die Studierenden bedeutet die Zusammenarbeit mit den Gründerinnen, einen ersten Einblick in die Welt des Unternehmertums zu erhalten, wie Stephanie Ott, BWL-Masterandin mit dem Schwerpunkt Entrepreneurship und Innovation, sagt: „Ich glaube, dass das eine super Vorbereitung ist für den weiteren Werdegang als Entrepreneur.“ Die Zusammenarbeit mit Menschen verschiedener Kulturen und unterschiedlicher Hintergründe schule sie mit Blick auf ihre weitere Karriere und sei eine Abwechslung zu anderen Seminaren und Vorlesungen an der Universität.

Sistac-Projekt

Indem die Studierenden selbst entscheiden können, mit welcher Gründerin sie konkret kooperieren möchten, ist ihnen eine individuelle Schwerpunktsetzung möglich. Florian Thoma, BWL-Masterand mit einer Spezialisierung auf die marktorientierte Unternehmensführung, berichtet: „Mit der Gründerin hat es von Anfang an sehr gut gematcht, wir haben uns super verstanden. Das Thema ist sehr spannend, weil wir einen sozialen Impact schaffen können. Wir helfen Farmern in abgelegenen Regionen Afrikas dabei, das Problem der Korruption bei Finanzierungen zu umgehen und leichter an Bankkredite zu gelangen, um ihre Farm betreiben zu können.“

Mit diesem Action-Learning-Format können die Studierenden aus der Praxis ableiten, welche Geschäftsmodelle möglich sind, worin Herausforderungen des Unternehmertums bestehen und wie diese bewältigt werden können. Professor Habisch legt deswegen Wert darauf, dass die Teilnehmenden Ideen nicht nur entwickeln, sondern auch testen: „Und zwar mit den entsprechenden Zielgruppen, die sie identifizieren – sodass der Gründerin ein konsolidiertes Konzept übergeben werden kann.“ Mit dieser Strategie haben Habisch und SISTAC gemeinsam bisher mehr als 80 Projekte in Seminaren und Masterarbeiten realisiert. „Sie zielten auf die Erweiterung der Geschäftsmodelle, die Verbesserung von Marketing und Kommunikation sowie schnelleres Wachstum der Start-Ups ab. Dadurch wurden Arbeitsplätze geschaffen, Patienten versorgt und Kleinbauern konnten höhere Preise für ihre Produkte erhalten“, führt Wack aus.

Das Modell soll nun auch anderen Universitäten und Betrieben zugänglich gemacht werden: Gemeinsam mit der Bayer-Stiftung haben André Habisch und Eva Wack intensive Kontakte in die USA, nach Malaysia und nach China gepflegt – mit Erfolg: Jennifer Merritt Faria, leitende Direktorin für akademische Fragen am Miller Center for Social Entrepreneurship der Santa Clara University im Silicon Valley, nahm am Ingolstädter Bootcamp für Gründerinnen und Studierende teil. Denn für sie bedeute das Format, in Partnerschaft mit der KU, SISTAC und der Bayer-Stiftung Studierende so ausbilden zu können, dass sie „die nächste Generation von Menschen sind, die den Wandel vorantreibt“.